ITIL SS

Service Strategy

2. Service Management Prinzipien

Besprochene Präsentation:

2.1 Grundbegriffe

Ein Business Manager möchte ein Geschäft (Business) betreiben. Er hat Geschäftsziele die er erreichen möchte und hat sich Serviceangebote (Business Services) überlegt, die er im Sinn seiner Geschäftsziele seinen Kunden (als Service Provider) anbieten möchte. Er beginnt sich zu organisieren und legt Geschäftsprozesse fest, die im helfen die geplanten Business Services zu erbringen. Die Geschäftsprozesse werden auf Basis von Ressourcen und mit Hilfe von Fähigkeiten von Mitarbeitern und Partnern durchgeführt. Diese Ressourcen und Fähigkeiten werden als Business Assets bezeichnet, sie stellen das „Betriebsvermögen“ dar.

Das „Business“
Das „Business“

Die gerade verwendeten Begriffe sind zentral für das ITIL-Konzept. Deshalb sollen sie definiert werden.

Kunde (Customer)
Ein Kunde ist die Person, die Waren oder Services erwirbt.
Der Kunde eines Service Providers ist die Person oder Gruppe, mit der Service Level Ziele definiert und vereinbart werden.
Der Begriff "Kunde" kann sich in einem informellen Kontext auch auf kundenorientierte "Anwender" beziehen. (ITIL Service Strategy S 286)
Business Ziel (Business Objective)
Ein Business Ziel ist das Ziel eines Business-Prozesses oder des Business (der Geschäftstätigkeit) insgesamt. Business-Ziele unterstützen die Vision des Business und bieten Leitlinien für die Business-Strategie.(in Anlehnung an ITIL Service Strategy S270)
Geschäftsprozess (business process)
Unter einem Geschäftsprozess versteht man eine Abfolge von Tätigkeiten, die zur Schaffung eines Produktes dient und deshalb in der Regel eine funktionsübergreifende Verkettung dieser Tätigkeiten darstellt. (www.olev.de)
Erläuterungen:
  • Business Prozesse sind strategische Werte (Assets), wenn sie zu einem Wettbewerbsvorteil und zur Abgrenzung auf dem Markt führen.
  • Business-Prozesse setzen das angesammelte Wissen und die Erfahrung einer Organisation ein, um ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen. (ITIL Service Strategy S20f).
  • Geschäftsprozesse werden von Ressourcen unterstützt.
  • Ein Workflow koordiniert die Ausführung von Aufgaben und den Steuerfluss zwischen Ressourcen um eine angemessene Performance und die gewünschten Ergebnisse sicherzustellen.
Geschäftsergebnis und Business Process
Geschäftsergebnis und Business Process
Geschäftsergebnisse
Geschäftsergebnisse sind das Produkt von Geschäftsprozessen (Business-Prozessen), die von Zielen, Richtlinien und Einschränkungen bestimmt werden (ITIL Service Strategy, S 20).
Service
Ein Service ist eine Möglichkeit, einen Mehrwert für Kunden zu erbringen, indem das Erreichen der von den Kunden angestrebten Ergebnisse erleichtert oder gefördert wird. Dabei müssen die Kunden selbst keine Verantwortung für bestimmte Kosten und Risiken tragen. (ITIL, Service Strategy, S17, S18)
Business-Service (business service)
Business-Service (business service) bezeichnet einen Service, der von einem Geschäftsbereich für Business-Kunden erbracht wird.

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2.2 Bewertung von Services

Ein Service ist eine Möglichkeit, einen Mehrwert für Kunden zu erbringen, indem das Erreichen der von den Kunden angestrebten Ergebnisse erleichtert oder gefördert wird. Dabei müssen die Kunden selbst keine Verantwortung für bestimmte Kosten und Risiken tragen. (ITIL, Service Strategy, S17, S18)

Ein Service ist nach dieser Definition zunächst ein Werteangebot (value proposition). Für Kunden von Interesse ist jedoch der Nutzen eines Service.

Für die Bewertung von Services sollen drei verschiedene Aspekte berücksichtigt werden:

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2.3 Nutzwert von Services

Wertschöpfung durch Services
Wertschöpfung durch Services (siehe [OGC 2007], Service Strategy, Abb. 2.2)

Der Nutzwert eines Service setzt sich aus zwei Komponenten zusammen (value composition): Er bestimmt sich durch die Zweckmäßigkeit (utility) und die Einsatzfähigkeit/Gebrauchstauglichkeit (warranty).

Zweckmäßigkeit (utility)

Der Wert eines Service wird zunächst bestimmt durch seinen Nutzen, den er für Serviceempfänger schafft. Ein Service bietet Unterstützung beim Erreichen eines vom Kunden angestrebten Ergebnisses an. Diese Unterstützung des Kunden im Erreichen seines (Geschäfts-)Ergebnisses kann auf zwei Arten erfolgen: Einmal können dem Kunden Aufgaben abgenommen werden oder er kann in ihrer Durchführung durch den Service unterstützt werden. Andererseits können Einschränkungen denen der Kunde beim Durchführen der Aufgaben unterliegt durch den Service abgeschwächt oder sogar gänzlich beseitigt werden.

Nutzen eines Service
Vom Kunden angestrebt Das Ergebnis .. Ein Service bewirkt:
Ergebnis .. wird erreicht durch Durchführung von Aufgaben Ausführung von Aufgaben wird gefördert Leistungen werden gesteigert
Aufgaben werden eigenständig ausgeführt
.. unterliegt Einschränkungen Einfluss von Einschränkungen wird abgeschwächt

Der Nutzen eines Service besteht demnach einerseits darin die mit dem Service verbundenen Leistungen zu steigern und andererseits darin den Einfluss von Einschränkungen, denen der Kunde unterliegt abzuschwächen.

Ein Beispiel für den Nutzen eines Service: Die Möglichkeit über einen online-Service Bücher bestellen zu können ermöglicht dem Kunden eine sehr effiziente Buchauswahl und eine unkomplizierte Bestellung (Leistungssteigerung). Zudem entfällt die Einschränkung, Bücher nur während der Geschäftszeit einer Buchhandlung bestellen zu können (Wegfall einer Einschränkung).

Einsatzfähigkeit (warranty)

Die Einsatzfähigkeit des Service wird sichergestellt durch ausreichende Verfügbarkeit, ausreichende Kapazität, ausreichende Kontinuität und ausreichende Sicherheit des Serviceangebots.

Vergleich von Zweckmäßigkeit und Einsatzfähigkeit
Effekt der Zweckmäßigkeit (utility) Effekt der Einsatzfähigkeit (warranty)
Effekt der Zweckmäßigkeit
Effekt der Einsatzfähigkeit
Steigerung der Performance Reduktion von Performance-Schwankungen

Die Abbildungen (siehe [OGC 2007], Service Strategy, Abb. 3.3 und 3.4) machen deutlich, dass die Zweckmäßigkeit (utility) dazu führt, dass die Serviceleistung (Performance) grundsätzlich besser wird. Die Einsatzfähigkeit/Gebrauchstauglichkeit (warranty) besteht in einer Verstetigung: Schwankungen in der Leistungsfähigkeit werden reduziert, bewegen sich in immer engeren Grenzen, es kommt zu immer weniger Performance-„Ausreißern“.

Wertschöpfung

Die Wertschöpfung ist der kombinierte Wert aus Zweckmäßigkeit (utility) und Einsatzfähigkeit (warranty).

Wertschöpfung
Wertschöpfung (siehe [OGC 2007] ITIL Service Strategy, Abb. 3.7)

Die Wertschöpfung durch einen Service ist ein wichtiges Kriterium für die Aufnahme des Service in das Serviceangebot (das Service Portfolio).

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2.4 Ökonomischer Nutzwert

Der Nutzwert eines Service wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Die wichtigsten sind

Ökonomischer Nutzwert von IT-Services
Ökonomischer Nutzwert von IT-Services (siehe [OGC 2007], Service Strategy, Abb. 3.2)

Die Wahrnehmung des Mehrwertes eines Services wird beeinflusst durch den vom Kunden verwendeten Referenzwert. Der ökonomische Wert des Service ist die Summe aus Referenzwert (Basisnutzen) und der Nettodifferenz des Wertes, den der Kunde mit dem angegebenen Service assoziiiert (Nettozusatznutzen).

Was wird als Nutzwert empfunden? Beispiel webbasiertes Content Management System (WCMS).

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2.5 Kundenzufriedenheit

Es ist wichtig, die Kundenerwartungen von Anfang an im Blick zu haben. Das bedeutet, dass zunächst darauf hingewirkt werden sollte, angemessene Erwartungen und realistische Ziele festzulegen. In Kurzform kann man festhalten:

Kundenzufriedenheit = Wahrnehmung – Erwartung

Wenn ein Kunde wenig erwartet, ist er mit einer für ihn wahrnehmbaren Unterstützungsleistung sehr zufrieden. Wenn er die Unterstützung, die er erhält erwartet oder die Unterstützung sogar hinter seinen Erwartungen zurückbleibt, ist er unzufrieden.

Die Wahrnehmung des Wertes eines Services wird beeinflusst durch:

Wie sieht es mit der Kundenzufriedenheit aus? Beispiel webbasiertes Content Management System (WCMS).

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2.6 Assets

Zur Umsetzung der Services bedient sich der Service-Provider seiner Assets.

Assets
Assets sind die Mittel zur Erreichung von Ergebnissen, die eine Wertschöpfung ermöglichen oder optimieren (ITIL Service Strategy, S 76).
  • Asset ist die Bezeichnung für jede Ressource oder Fähigkeit, die notwendig ist, um Services anzubieten (ITIL, Service Strategy, S17, S18).
  • Assets umfassen alle Elemente, die zur Erbringung eines Service durch den Service Provider beitragen können
  • Assets können folgende Typen einschließen: Management, Organisation, Prozess, Wissen, Mitarbeiter, Information, Anwendungen, Infrastruktur und finanzielles Kapital. (ITIL, Service Strategy, S42)
Asset-Klassifikation
Ressourcen und Fähigkeiten sind übergeordnete Asset-Kategorien:
  • Bei Ressourcen handelt es sich um direkten Input für die Produktion (Finanzkapital, Infrastruktur, Anwendungen, Informationen, Mitarbeiter).
  • Management, Organisation, Mitarbeiter und Wissen werden für die Umwandlung der Ressourcen eingesetzt. Diese Fähigkeiten stellen die Möglichkeiten einer Organisation zur Koordination, Steuerung und Bereitstellung von Ressourcen zur Wertschöpfung dar.
Asset Typen
Asset Typen (siehe [OGC 2007], Service Strategy, Abb. 3.8)

Organisationen sind darum bemüht, Ziele mit den vorhandenen Assets zu erreichen, unabhängig von deren Einschränkungen. Zu den Einschränkungen gehören Kosten und Risiken aufgrund von komplexen Situationen und Sachverhalten, Ungewissheiten und Konflikten in der Business-Umgebung. Das Wertschöpfungspotential hängt von der Leistungsfähigkeit der Assets ab.

Asset Kategorien: Ressourcen und Fähigkeiten
Asset Kategorien: Ressourcen und Fähigkeiten

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2.7 Service Provider

Dienstleister (Service Provider) sind Organisationen, die eine oder mehrere Dienstleistungen (Services) erbringen. Dienstleister lassen sich klassifizieren. Typen von Service Providern sind:

Service Provider Typen
Service Provider Typ Beispiel Hochschule
Typ 1: Interner Service Provider
Typ 1: Interner Service Provider
Typ 2: Gemeinsam genutzte Service-Einheit (shared Service Unit)
Typ 2: Gemeinsam genutzte Service-Einheit
Typ 3: Externer Service Provider
Typ 3: Externer Service Provider

Entscheidung für einen Provider-Typ:

Die Entscheidung eine Dienstleistung / Aktivität intern zu erbringen (Aggregation) oder sie extern zu vergeben (Disaggregation) hängt von der Situation ab. Eine Hilfestellung gibt folgende Tabelle:

Auswahl eines Service Provider Typs
Dienstleistung / Aktivität Argumente für ...
Aggregation: Disaggregation
Aktivität erfordert Asset mit hohem Spezialisierungsgrad Assets bleiben ungenutzt, wenn Aktivität nicht mehr ausgeführt wird
Häufigkeit der Ausführung der Aktivität Aktivität wird selten / sporadisch ausgeführt
Komplexität der Aktivität Aktivität ist einfach, unterliegt wenig Änderungen, ist stabil
Performance Es ist schwer eine gute Performance zu definieren
Verknüpfung mit anderen Aktivitäten oder Assets Aufteilung der Aktivität erhöht die Komplexität und führt zu Koordinationsproblemen

Für den Wechsel im Provider-Typ ergeben sich folgende Begründungen:

Wechsel des Service Provider Typs
Von ... / nach ... Typ 1 Typ 2 Typ 3
Typ 1 Funktionale Reorginisation Disaggregation Outsourcing
Typ 2 Aggregation Unternehmens-reorganisation Outsourcing
Typ 3 Insourcing Insourcing Rekonfiguration des Wertschöpfungsnetzes

Die einzelnen Felder der Tabelle geben an, welcher Umstand den entsprechenden Wechsel im Provider-Typ nahelegt.

IT-Dienstleister (IT-Service Provider): Diese allgemein formulierten Aussagen gelten natürlich auch für spezielle Typen von Dienstleistern, wie z.B. IT-Dienstleister. Die Rolle der Dienstleister hat sich entscheidend gewandelt: Moderne IT-Diensleister sind stark und umfänglich beanspruchte IT-Servicezentren mit strategisch orientiertem IT-Management!

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