ITIL SS

Service Strategy

5. Service Strategy

Besprochene Präsentation:

5.1 Schnittstelle zwischen Business-Kunden und IT-Service Providern

Service Provider sind bestrebt, Services anzubieten, die Absatz finden. Service Provider müssen also den Markt / Marktraum für ihre Services kennen bzw. ihre Services für einen Markt entwickeln.

Das Definieren des Marktes beginnt für einen IT-Service Provider mit dem Verständnis wie Kunden in ihrem Business unterstützt werden können. Der Markt / Marktraum bildet also auch die Schnittstelle zwischen Business-Kunden und IT-Service Provider.

Der Marktraum an der Schnittstelle von Business / Kunde und IT-Provider
Der Marktraum an der Schnittstelle von Business / Kunde und IT-Provider

Organisationen sind darum bemüht, Business-Ziele mit vorhandenen Business-Assets zu erreichen, trotz evtl. vorliegender Einschränkungen. Das Wertschöpfungspotential des Business hängt dabei von der Leistungsfähigkeit der Business Assets ab. Mithilfe von IT-Services kann man die Leistungsfähigkeit von Business-Assets verbessern bzw. u.U. überhaupt erst ermöglichen. Der Grad in dem IT-Services die Leistungsfähigkeit von Business-Assets erhöhen, macht ihren Wert aus. Die Performance (Leistungsfähigkeit) der Business-Assets als Anforderung sollte höchste Priorität für das IT Service Management haben, denn ohne Business-Assets besteht keine Grundlage für die Definition des Wertes eines IT-Service. Bislang unzureichend unterstützte Business-Asstets bzw. Business-Ergebnisse stellen Chancen für IT- Services dar.

Serviveverständnis / Kundenverständnis
Serviveverständnis / Kundenverständnis

Wie findet man die richtigen IT-Services? Grundsätzlich gibt es zwei Strategien:

Strategien und Services
Strategien und Services (siehe [OGC 2007], Service Strategy, Abb. 4.1)

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5.2 Provider - Business - Modelle

Der Marktaum stellt eine Verbindung zwischen Business Assets und IT-Services her. Der Marktraum hilft, geeignete bzw. erfolgversprechende IT-Services zu identifizieren.

Marktraum an der Schnittstelle zwischen Business Assets und IT-Services
Marktraum an der Schnittstelle zwischen Business Assets und IT-Services

Services unterscheiden sich wie und in welchem Kontext sie Werte schaffen.

Der Marktraum kann in den beiden Dimensionen Wertschöpfungskontext / Business Assets und Wertschöpfungskonzept / IT-Services als Matrix dargestellt werden.

Der Marktraum
Der Marktraum

Sowohl die Business Asset Dimension (Wertschöpfungskontext) als auch die IT-Services Dimension (Wertschöpfungskonzept) können differenzierter betrachtet werden.

Wertschöpfungskonzept (Servicearchetypen / Dienstprogramm / Utility Ux) und Wertschöpfungskontext (Business-Assets / Assets Ay) spannen eine Matrix auf. In der von Business-Assets Ax (x=1..9) und IT-Services Uy (y=1..9) aufgespannten Matrix können IT-Services differenziert definiert werden. Services können in dieser Utility-Asset-Matrix (Ux-Ay-Matrix) positioniert werden: Ein Service stellt Servicearchetypen zur Unterstützung von Business-Assets zur Verfügung. Je nach gekennzeichneten Matrixfeldern wird erkennbar, welche Servicearchetypen zur Unterstützung von Business-Assets durch den Service genutzt werden.

Die Abbildung zeigt die Darstellung von Services im Marktraum als Wertschöpfungsmuster bestehend aus Servicearchetyp und Business-Asset.

Darstellung von Services als Wertschöpfungsmuster
Darstellung von Services als Wertschöpfungsmuster (siehe [OGC 2007], Service Strategy, Abb. 4.6)

Die Marktraum-basierte (Utility- und Asset- -basierte) Service Positionierung ist eine sehr geeignete Service-Darstellung:

Für die im Marktraum positionierten Services läßt sich noch angeben, welche Business-Ergebnisse der Kunden (Kundenergebnisse) durch den Service jeweils unterstützt werden. Die Business-Ergebnisse werden in abstrahierter Form über sog. Tags parametrisiert. Den Services bzw. Assets werden dann diese Tags zugeordnet, die ausweisen, welche Business-Ergebnisse unterstützt werden. Eine Liste mit Tags für fünf verschiedenen Kategorien ist in der Tabelle aufgelistet. Damit wird der Kundennutzen schon bei der Konzeption von Services erkennbar.

Darstellung des Kundennutzens
Durch Services unterstützte Business-Ergebnisse des Kunden
Kategorie Tag Beschreibung des Ergebnisses
Erweiterte Fähigkeiten (Enhanced Capabilities, EC) EC1 Schnellere Entscheidungsfindung und Ergreifung von Maßnahmen nach Business Events
EC2 Erweiterung von Wissen, Fertigkeiten und Erfahrungen für Business -Prozesse
EC3 Verbesserung der logischen Strukturen von Business-Prozessen
EC4 Bereitstellung von Best Practices der Branche für Anwendungs-Updates
EC5 Erweiterung der Supply Chain
EC6 Verfügbarkeit von spezialisiertem Wissen und Erfahrungen
Gesteigerte Performance (Increased Performance, IP) IP1 Erhöhung des Durchsatzes von Business-Prozessen
IP2 Reduzierung der durchschnittlichen Forderungslaufzeit
IP3 Steigerung des Return of Assets
IP4 Steigerung der Kundenzufriedenheit
Erweiterte Ressourcen (Enhanced Resources, ER) ER1 Freie Ressourcen zur Wahrnehmen neuer Chancen
ER2 Erhöhung der Mitarbeiterproduktivität
ER3 Verbesserung der Betriebsflexibilität
ER4 Verbesserung der Ressourcenverfügbarkeit
Gesenkte Kosten (Reduced Costs, RC) RC1 Senkung der Fix-Kosten von Business-Prozessen
RC2 Senkung der einzelnen Kosten bei der Verwaltung von Personalleistungen
RC3 Verkürzung der Anlaufzeiten bei neuen oder erweiterten Betriebsabläufen
Reduzierte Risiken (Reduced Risks, RR) RR1 Reduzierung des Betriebsrisikos aufgrund von schwankender Asset-Performance
PR2 Reduzierung des Betriebsrisikos aufgrund von Engpässen bei der Asset-Kapazität
PR3 Die Business Continuity ist gewährleistet, erfolgreiches Audit
PR4 Business Prozesse konform mit gesetzlichen Vorgaben

Zusammenfassung

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5.3 Entwickeln von IT-Service Angeboten

In diesem Abschnitt geht es darum, die „richtigen“ Services für Kunden anzubieten. Dazu wird zubnächst ermittelt, welches Potential zur Unterstützung des Kunden vorhanden ist. Anschließend wird eine Servicebeschreibung erstellt und geprüft. Der Kundennutzen (Wertschöpfung für den Kunden) ist Leitschnur.

5.3.1 Service Ziele

Der Servicedefinition liegen Ziele zugrunde, die mit dem Service erreicht werden sollten. Folgendes Template unterstützt bei Finden und beim Festlegen von Zielen:

Template zur Formulierung von Servicezielen
Angaben zur Formulierung des Serviceziels Beschreibung
Kundenaufgaben
  • Welche Aufgaben oder Aktivitäten soll mit dem Service verfolgt werden?
  • Welchen Auftrag möchte der Kunde erfüllen?
Kundenergebnisse
  • Welche Ergebnisse möchte der Kunde erreichen?
  • Was ist das gewünschte Ergebnis?
Kundeneinschränkungen
  • Welche Einschränkungen können verhindern, dass der Kunde das gewünschte Ergebnis erreicht?
  • Wie kann der Provider diese Einschränkungen beseitigen?

5.3.2 Ergebnisbasierte Definition von Services

Services sollten, um Missverständnisse zu vermeiden, ergebnisorientiert definiert werden. Dabei spielen immer zwei Komponenten eine Rolle: eine Komponente in Bezug auf die Utility (Zweckmäßigkeit in Bezug auf das zu erreichende Ergebnis und die zu vermeidenden Einschränkungen) und eine Komponente in Bezug auf die Warranty (Gewährleistung / Garantie der Performance in Bezug auf Verfügbarkeit, Kapazität, Security und Continuity). In den folgenden beiden Abschnitten werden Templates zur Formulierung einer Servicebeschreibung angegeben. Ein Beispiel verdeutlicht die Anwendung des Templates.

Zur Analyse der Effektivität einer Servicedefinition kann man folgenden Fragenkatalog verwenden:

Fragenkatalog zur Ermittlung der Effektivität einer Servicedefinition
Bereich Frage
Service-Typ Welche Services stellen wir bereit?
Wer ist unser Kunde?
Utility (Teil Ausführungsunterstützung und Teil Einschränkungsbeseitigung) Welche Ergebnisse unterstützen wir?
Wie führen diese Ergebnisse zu einer Wertschöpfung für den Kunden?
Mit welchen Einschränkungen sind unsere Kunden konfrontiert?
Business Assets / Kunden-Assets Welche Kunden Assets unterstützen wir?
Wer sind die Anwender unserer Services?
IT-Service Assets Welche Assets setzen wir ein, um Werte zu schaffen?
Wie setzen wir unsere Assets ein
(Kunden-)Aktivität oder Aufgabe Welche Art von Aktivitäten unterstützen wir?
Wie verfolgen wir die Performance?
Warranty Wie schaffen wir Werte für sie?
Welche Zusicherungen machen wir?

Servicedefinitionen sind nicht immer ganz leicht. Es gibt verschiedene Herausforderungen im Kontakt mit den Kunden, die es zu bewältigen gilt.

Herausforderungen bei der Servicedefinition
Kunden präsentieren ihre Anforderungen Dabei kann es zu folgenden Problemen kommen:
- in Form von Lösungen
  • Kunden fehlt u.U. das technische Verständnis für die (bestmögliche) Lösung.
- in Form von Spezifikationen
  • Durch die direkte Übernahme der Spezifikation wird verhindert, dass optimale Services ausgearbeitet werden.
- durch eine Beschreibung der übergeordneten Servicequalität
  • Angaben sind häufig zweideutig oder unpräzise. Es bleibt unklar, was der Kunde wirklich wünscht.
- in Form von Aussagen hinsichtlich des Nutzens
  • Angaben sind häufig zweideutig oder unpräzise. Es bleibt unklar, was der Kunde wirklich wünscht.

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5.4 Service Portfolio

Im Rahmen der Servicestrategie-Überlegungen legt die IT-Organisation fest, welches Serviceangebot sie entwickelt, anbietet oder ggf. einstellt. Service Konzepte werden neben Erfahrungen aus früheren Serviceangeboten durch Kunden und Markträume beeinflusst.

Die auf Basis der Anforderungen von Kunden und Marktraum konzipierten Services werden entwickelt, umgesetzt und in Betrieb genommen. Es werden aber auch Services von externen Dienstleistern (Drittanbietern) bezogen. Services können auch stillgelegt werden, wenn sie nicht mehr benötigt oder nicht mehr wirtschaftlich angeboten werden können.

Im Mittelpunkt der Service Strategie steht das Service Portfolio, als Sammelbecken für alle akiven und in Diskussion befindlichen Services.

Das Service Portfolio wird anschließend über Service Design konzipiert, über Service Transition umgesetzt und über Service Operation realisiert. Die systematische Verbesserung der Servicequalität ist Aufgabe des Continual Service Improvements

Service Portfolio
Das Service Portfolio ist die Gesamtheit aller Services, die von einem Service Provider verwaltet werden. (ITIL Service Strategie Glossar S300). Das Serviceportfolio stellt die Verpflichtungen und Investitionen eines Service Providers für alle Kunden und Markträume dar. Mithilfe des Portfolio Managements können Manager Investitionen nach Priorität einstufen und die Zuweisung von Ressourcen verbessern. Serviceportfolios stehen für die Fähigkeit und Bereitschaft eines Service Providers, Kunden und Markträume zu bedienen. (ITIL Service Strategie S84). Das Service Portfolio wird für das Management des gesamten Lebenszyklus aller Services genutzt. (ITIL Service Strategie Glossar S300).
Das Serviceportfolio: Integration unterschiedlicher Interessen
Das Serviceportfolio: Integration unterschiedlicher Interessen(siehe [OGC 2007], Service Strategy, Abb. 4.10)

Das Serviceportfolio ist in drei Bereiche unterteilt: Servicekatalog, Servicepipeline und stillgelegte Services.

(ITIL Service Strategie Glossar S300).

Das Serviceportfolio in seiner Zusammensetzung
Das Serviceportfolio in seiner Zusammensetzung (siehe [OGC 2007], Service Strategy, Abb. 4.11)
Servicekatalog
Der Servicekatalog (service catalogue) ist eine Datenbank oder ein strukturiertes Dokument mit Informationen zu allen „live“ IT Services, einschließlich der Services, die für das Deployment verfügbar sind. Der Servicekatalog ist der einzige Bestandteil des Serviceportfolios, der an den Kunden ausgehändigt wird. Er unterstützt den Vertrieb und die Bereitstellung von IT-Services. Der Servicekatalog enthält Angaben zu Lieferergebnissen, Preisen, Bestellungen und Anfragen sowie Kontaktinformationen. (ITIL, Service Design, S354, ITIL Service Strategie Glossar S 300)
Während das Service Portfolio die Gesamtheit aller Services bezeichnet, die vom Service-Provider verwaltet werden, enthält der Servicekatalog alle IT-Services, die die potentiellen Kunden und Nutzer des IT-Service-Providers beauftragen könnten.
Der Servicekatalog ist der einzige Teil des Portfolios, der Kosten deckt oder Gewinne abwirft. (ITIL Service Strategie S84).Servicekatalogelemente werden basierend auf gemeinsamen Business Aktivitätsmuster (Patterns of Business Activity, PBAs), die sie unterstützen können, in Servicelinien (Line of Service) zusammengefasst. (ITIL Service Strategy S 86)
Da Provider über eine Vielzahl von Kunden verfügen und ganz unterschiedliche Business-Organisationen bedienen können, werden u.U. mehrere Servicekataloge aus dem Serviceportfolio projiziert. (ITIL Service Strategy S 86)

Der IT-Servicekatalog besteht aus zwei Strukturen:

IT-Servicekatalog in verschiedenen Ausprägungen
IT-Servicekatalog in verschiedenen Ausprägungen
Service Pipeline
Die Service Pipeline (service pipeline) ist eine Datenbank oder ein strukturiertes Dokument, in dem alle IT Services aufgelistet sind, die zur Diskussion stehen oder sich in Entwicklung befinden und noch nicht für den Kunden verfügbar sind. Die Service Pipeline bietet einen Überblick über mögliche zukünftige IT Services und ist Teil des Serviceportfolios, das in der Regel nicht an Kunden weitergegeben wird. (ITIL Service Strategie Glossar S 300).

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5.5 Service Portfolio Prozess

Im Rahmen der Service Strategie wird das Service Portfolio definiert und verwaltet. Dieser Service Portfolio Prozess verläuft in den vier Schritten: Definieren, analysieren, genehmigen und schriftlich fixieren.

Der Service Portfolio Prozess
Der Service Portfolio Prozess

Definieren

Analysieren

Genehmigen

Schriftlich fixieren

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5.6 Business Service Management

Business Service Management
  • bezeichnet die kontinuierliche Regulierung, Überwachung und Erfassung der IT und der dadurch beeinflussten Business Services (ITIL Service Strategy, S 140).
  • ist ein ganzheitlicher und zielgerichteter Ansatz zur Abstimmung der IT-Infrastruktur auf das Business

Das Business Service Management stellt alles bereit, was ein Service Provider für das Management von Business Services benötigt

Business Service Management
Business Service Management

Das Business Service Management verknüpft IT-Service Assets mit übergeordneten Business Services. Die IT Infrastruktur wird nicht mehr als topologische Karte, sondern als Abhängigkeitsmodell dargestellt.

Business Integration bedeutet:

Die Business Integration hat auch Auswirkungen auf das Technologiemanagement. Ein Reifegradmodell (ITIL V3 Service Operation, S91) zeigt den Übergang von einer Technologieorientierung zu einer Businessorientierung bei wachsendem Reifegrad. An der Technologie orientiert sind die Grade 1 bis 3, am Business orientiert sind die Grade 4 und 5.

Reifegradmodell für Services
Reifegradmodell für Services (siehe [OGC 2007], Service Operation, Abb. 5.1)

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5.7 Entwickeln und Formulieren einer Service Strategie

Ziel des in den letzten Abschnitten vorgestellten Verfahrens ist die Definition von Services. Es ist vernünftig sich bei der Definition von Services von einer Strategie leiten zu lassen.

Aus Sicht des Service Providers geht es bei der Festlegung einer Service-Strategie um:

Das Entwickeln und Formulieren einer Service-Strategie ist in Abbildung dargestellt

Entwickeln und Formulieren einer Service Strategie
Entwickeln und Formulieren einer Service Strategie (siehe [OGC 2007], Service Strategy, Abb. 4.19)

Das Entwickeln und Formulieren einer Service Strategie erfolgt in zwei Schritten:

  1. Im ersten Schritt erfolgt eine strategische Bewertung,
  2. Im zweiten Schritt wird eine Strategie abgeleitet.

Die strategische Bewertung beginnt mit einer Umfeldanalyse. Die Analyse des Umfeldes und die Ermittlung von Rahmen- und Randbedingungen sind in den zwei Abschnitten „Analyse externer Faktoren“ und „Analyse interner Faktoren“ der ITIL-typischen strategischen Bewertung zu finden.

Die Umsetzung der strategischen Ziele in eine Service Strategie ist im Abschnitt „Erstellung, Evaluation und Auswahl der Strategie“ zu finden. Die Erstellung, Evaluation und Auswahl der Strategie erfolgt in den Schritten:

Bei der Servicedefinition sind kritische Erfolgsfaktoren zu beachten.

Kritische Erfolgsfaktoren haben folgende Merkmale:

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